Die Energiewende in Polen ist eine Notwendigkeit zur Anpassung der Wirtschaft an neue Realitäten. Angesichts der Herausforderungen der Dekarbonisierung steht Polen vor der Aufgabe, seine kohlebasierte Wirtschaft in Richtung einer nachhaltigen Energiezukunft zu transformieren. Ein zentrales Dokument in diesem Prozess ist das Weißbuch der Transformation, dessen Grundlagen auf der Konferenz der polnischen EU-Ratspräsidentschaft „Energiesicherheit und Transformation der Region“ vorgestellt wurden, die vom Industrieministerium während des XVI. Europäischen Wirtschaftskongresses in Katowice organisiert wurde.

Weißbuch der Transformation: Ziel und Grundsätze

Das Weißbuch der Transformation ist ein strategisches Dokument, das vom Industrieministerium in Zusammenarbeit mit der Weltbank sowie der akademischen und wissenschaftlichen Gemeinschaft der Schlesischen Universität, der Wirtschaftsuniversität Katowice, der Schlesischen Technischen Universität und dem Hauptinstitut für Bergbau erarbeitet wird. Ziel des Dokuments ist es, die Richtungen der Transformation Polens von einer kohlebasierten Wirtschaft hin zu einer nachhaltigen Energiezukunft aufzuzeigen.

Die Transformation ist ein Schlüsselelement des Lebens in Schlesien und anderen postbergbaulichen Regionen. Industrieministerin Marzena Czarnecka betont, dass jede Veränderung schwierig ist und die Transformation daher möglichst kostengünstig für die Gesellschaft durchgeführt werden sollte. Die Ministerin erinnerte daran, dass die polnische Wirtschaft jahrzehntelang auf Kohle basierte und die Produktion von Steinkohle jetzt schneller zurückgeht als erwartet. Im Jahr 2022 lag sie bei 39 Millionen Tonnen, 2023 bei 36 Millionen Tonnen und 2024 bei 32 Millionen Tonnen. Die polnische Bergbauindustrie beschäftigt etwa 150.000 Mitarbeiter, und die Kraftwerke zusätzlich einige zehntausend. Die Weltbank schätzt die Beschäftigung auf über 300.000 Personen, die direkt oder indirekt mit dem Bergbau verbunden sind.

Die Transformation darf kein brutaler, plötzlicher Schnitt sein, wie es im Fall von Wałbrzych der Fall war, das auch nach 30 Jahren noch mit den Folgen der Schließung des Bergbaubetriebs zu kämpfen hat.

Drei Dimensionen der Transformation

Die Grundsätze des Weißbuchs der Transformation werden aus drei Perspektiven betrachtet: regional, sektoral und prozessual.

  1. Regionale Dimension, die die Besonderheiten der einzelnen Regionen berücksichtigt. Das Industrieministerium unterstützt die Lösung, dass die Transformationsplanung auf subregionaler Ebene erfolgt, möglichst nah an den Herausforderungen und Bedürfnissen der lokalen Gemeinschaften. Die Transformation der Kohleregionen kann ein Faktor sein, der den Trend der Entvölkerung Polens umkehrt, jedoch nur unter der Voraussetzung klugen, schnellen und lokalen Handelns.
  2. Sektorale Dimension beinhaltet die Berücksichtigung der Auswirkungen der Transformation auf die Menschen, die Unterstützung wirtschaftlicher Chancen bei gleichzeitiger Schaffung günstiger institutioneller Rahmenbedingungen und Einbindung der beteiligten Interessengruppen. Die Herausforderung besteht darin, den Bewohnern Alternativen zu bieten, wie Schulungen, individuelle Ansätze, berufliche Laufbahnen und Anreize, um die Menschen in den Kohleregionen zu halten.
  3. Prozessuale Dimension weist auf drei Hauptphasen der Transformation hin: Festlegung der Rahmenbedingungen, Umsetzung wichtiger Programme und Investitionen sowie deren Skalierung. Das Hauptziel ist es, den Hebeleffekt der in regionaler und sektoraler Dimension durchgeführten Aufgaben zu erreichen.

Zukunft der Transformation: Investitionschancen

Die Energiewende ist nicht nur ein Wechsel des Brennstoffs, sondern auch eine Investition in die Infrastruktur erneuerbarer Energiequellen (EEG), Übertragungsnetze, Umwandlungen im Industriesektor, Revitalisierung postindustrieller Flächen, Umschulung von Menschen und neue Modelle der lokalen Wirtschaft. Jeder dieser Bereiche hat ein echtes Potenzial für Rendite.

Das Industrieministerium hat in Zusammenarbeit mit der Weltbank und der akademischen Gemeinschaft Studien mit den Interessengruppen des Transformationsprozesses durchgeführt, einschließlich der sozialen Seite und der Bergbaugemeinden. Bei der Analyse der Erfahrungen anderer Länder wurden drei Schlüsselfaktoren für den Erfolg hervorgehoben: eine klare lokale Vision, eine konsequente Richtung der Veränderungen und starke institutionelle Rahmenbedingungen. Die Transformation funktioniert nur, wenn die Gemeinschaft an ihrem Design beteiligt ist und der Prozess von oben finanziell und organisatorisch unterstützt wird.

Transformation als Investition in die Zukunft

Die Energiewende in Polen ist nicht nur eine Herausforderung, sondern vor allem eine Investitionschance. Die im diskutierten Dokument vorgestellten Grundsätze sind ein Ausgangspunkt für einen breiten Dialog und Planung, die sofort erfolgen müssen, bevor die Entvölkerung und Stagnation die Bergbauregionen dauerhaft betreffen. Die Transformation ist eine Investition in die Zukunft, die Gewinne für zukünftige Generationen bringen kann, wenn sie klug und unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der lokalen Gemeinschaften durchgeführt wird.

Quellen: 1, 2.